Eine rote Weihnachtskugel an einem Tannenzweig. Im Hintergrund ist ein weiterer Weihnachtbaum mit weißer Dekoration zu sehen

Wort an die Gemeinde – Weihnachtsausgabe 2024/25

Finster wird es, wenn das Licht ausgeht, wenn es zappenduster wird, wenn kein Licht mehr am Ende des Tunnels scheint. Finstere Zeiten kannten auch die Israelit*innen, die gerade aus dem Exil zurück nach Jerusalem kamen. Finsternis kennen auch wir, heute. Bei uns, in uns, in unserer Welt.

„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“, so strahlend ragt der Vers aus dem Jesajabuch als Monatsspruch in unseren Advent.

Als ich das kleine Wörtchen „licht“ zum ersten Mal gelesen hatte, hielt ich es für einen Rechtschreibfehler. Aber nein, „licht werden“ meint nicht „Licht werden“ im Sinne einer angehenden Lampe, sondern meint erfüllt werden von Gottes Helligkeit. Das ist ein großer Unterschied.

Es ist deshalb ein großer Unterschied, weil das Licht Gottes in uns ebenso wie auch das Christ*innen sein als solches nichts Statisches, einmal Erreichtes und dann Gleichbleibendes ist. All unsere Erlebnisse, Begegnungen, Freuden und Schmerzen formen unseren Glauben lebenslang. Deswegen durchschreiten wir den Advent auch immer wieder neu. Machen uns auf. Hungrig. Folgen den Lichtgeschichten, von dem einen Licht. Um licht zu werden. Um Christus in uns einziehen zu lassen. Es ist weniger ein äußeres Erstrahlen, vielmehr ein Inneres licht werden, sichtbar an Worten und Taten.

„Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.“ Mit diesen Worten hat der evangelische Liederdichter Jochen Klepper, in seinem Lied „Die Nacht ist vorgedrungen“( EG 16,5), diese lichtschaffende Bewegung Gottes zum Ausdruck gebracht. Auf diesem Weg durch den Advent zeigt sich inmitten der vielen finsteren Nächte, der vielen menschlichen Nächte: Gott will im Dunkel wohnen, dort ist ihr Ort, bei den Menschen, die im Finstern wandeln. Sie will allen nahe sein. Da verändern sich nicht nur die Lichtverhältnisse. Gott fragt nach uns Menschen, Gott sucht die Schuldbeladenen. Gottes schmerzliche Verborgenheit und Unverfügbarkeit wird lichtbar im Weihnachtswunder.

Deswegen durchschreiten wir den Advent immer wieder neu. Und brauchen nur eine erste Stimme, die sich erhebt, uns erinnert, die ruft: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt“, uns Mut zuspricht loszugehen. Dem Licht zu folgen, dem Stern zu folgen. Zum Glück erlischt der Stern nicht, sondern nimmt an Leuchtkraft zu. So wie die Kerzen am Adventskranz. Wie die Lichterketten an den Weihnachtsbäumen. Und wie der Advent.

Machen wir uns auf.

Eine gesegnete Adventszeit!

Pfarrerin Maike Schöfer